Liebe Leser,
wir möchten mit den Artikeln auf unserer Webseite einen authentischen Einblick in unser schönes Hobby geben. Dabei ist es uns wichtig zu unseren Veranstaltungen ebenso auf dem Laufenden zu halten, wie zu unseren gemeinsamen Aktionen in der Gemeinde und darüber hinaus. An diesem Wochenende haben wir uns entschieden einen klassischen Alltag auf unserem Modellfluggelände mit ein paar schönen Bildern festzuhalten und mit einem kleinen Artikel zu teilen.
Wir schreiben Samstag, den 04.05.2024, auf unserem Modellfluggelände in Artlenburg. Der Wetterbericht verspricht Sonne und vereinzelte Wolken und somit die Chance auf Thermik. Eine zunehmende Wolkendecke gegen Nachmittag ist bereits angekündigt und der Wind weht schwach aus West, das sollte sich noch ändern. Die ersten Vereinsmitglieder sind gegen 10 Uhr eingetroffen, die letzten kommen am Nachmittag. Für jeden so, wie es persönlich passt. In Summe werden es an diesem Tag 11 Mitglieder und zwei Gäste werden, eine schöne Realität in unserem familiären Verein. Der erste Gang für alle Flieger ist der zum Flugbuch, dies bieten wir sowohl klassisch in Papierform als auch modern in digitaler Umsetzung an. Also schnell eingetragen und dann kann es auch schon los gehen. Oder?
Für die meisten beginnt der Start in den Tag mit dem Aufbau der Flugmodelle. Manche Flugzeuge sind mit ein paar Handgriffen flugbereit, andere benötigen etwas mehr Aufwand. Eingeübte Handgriffe helfen und eine unterstützende Hand ist manchmal ein Segen.
Für das was bei uns geflogen werden darf, gibt es im Grunde nur drei Einschränkungen: 1) Abfluggewicht unter 25kg (machbar) 2) bei Verbrennern Lärmpass vorhanden (stellen wir gern aus, also auch machbar) und 3) flugfähig (machbar!). Bei uns darf praktisch alles fliegen, was fliegen kann. Wir haben kleine Segler, mittlere Segler, große Segler, kleine Motorflugzeuge und größere Motorflugzeuge, Motorsegler in klein, mittel und (ihr wisst was kommt) in groß, ein Hubschrauber drehte seine Runden und wäre eine Drohne anwesend gewesen, so hätten wir sie selbstverständlich ebenfalls in die Luft bekommen.
Der sogenannte F-Schlepp ist eine Variante, die wir häufig bei uns ausüben. Nicht nur in Ermangelung an Bergen, sondern auch einfach weil es Spaß macht und Teamsport ist. F-Schlepp bedeutet, dass ein Modellflieger ein Motorflugzeug steuert, während ein anderer Modellflieger ein Segelflugzeug steuert. Beide Flugzeuge sind mit einem (Schlepp-)Seil verbunden. Das Motorflugzeug zieht so den antriebslosen Segler in ausreichend Höhe, der Segler löst das Seil und macht sich auf die Suche nach Thermik. Der Motorflieger landet währenddessen sein Flugzeug wieder und macht sich bereit den nächsten Segler in die Luft zu bringen. Für kleinere Segelflugzeuge haben wir an diesem Samstag eine Piper unseres Vereinskollegen Martin, für die großen Segler haben wir eine Wilga von Rainer.
An diesem Tag meint es das Wetter gut mit uns. Wir haben bis zum frühen Nachmittag so viel Thermik, dass wir vereinzelt unsere Klappen zum Unterbrechen des Luftstroms und damit Abbremsen des Flugzeuges ausfahren müssen um in guter Sichtweite zu bleiben. 300m, 400m, 500m Höhe und etwas darüber hinaus. Alles innerhalb der Höhenfreigabe unseres Flugplatzes. Die Flugordnung befindet sich gut sichtbar beim eingangs angesprochenem Flugbuch und wird selbstverständlich eingehalten. Wir sind froh und dankbar Mitglieder zu haben, die unsere Leidenschaft durch ihr Verhalten schützen, denn wir wollen noch viele schöne Flugtage genießen.
Gegen Nachmittag zieht die Wolkendecke zu und der leichte Wind dreht auf Nord, daher gilt es die Start- und Landerichtung jetzt sorgfältig zu überprüfen und mit dem Flugleiter zu besprechen. Auch die Thermik verschwindet nun nach und nach, einen sogenannten Nullschieber finden man allerdings noch, das bedeutet das Flugzeug gewinnt keine nennenswerte Höhe, verliert aber auch keine. Auch in Ordnung, wir nehmen was wir von der Natur bekommen. Im Norden zu fliegen ist nicht nur ein Fliegen ohne Berge, es ist auch Fliegen mit nordischem Wetter. Es gab in unserem Verein mal den Spruch „Wer nicht bei Wind fliegt, kann im Norden nie fliegen“. Das stimmt natürlich nicht für alle Tage aber es stimmt. Modellfliegen ist Erholung, ist Natur, ist frische Luft, ist Umgang mit dem Wetter und sogar etwas Bewegung (Außenlandungen fördern den sportlichen Anteil). Modellfliegen geht bei tiefen Minusgraden ebenso wie bei Sommerhitze und bei mehr Wind als man manchmal zu glauben vermag.
Wenn das Wetter dann doch mal einen Streich spielt, dann nutzen wir unseren Unterstand und sitzen es gemeinsam aus. Vereinsleben heißt nicht nur Fliegen und gemeinsame Aktivitäten. Vereinsleben heißt bei uns Gemeinschaft. Aus Vereinskollegen werden Freunde und so ist es manchmal nicht der Rat eines Modellfliegers, der getauscht wird, sondern auch das Ohr für persönliche Themen, das geboten wird. Humor darf weder im Leben noch auf unserem Platz fehlen und sämtliche Berührungsängste können wir dabei direkt aus dem Weg räumen: Unsere Flugzeuge fliegen höher als unser Humor.
So verstreicht die Zeit und man weiß das man sie und wofür man sie genutzt hat. Vor dem zufriedenen Heimweg wird abgebaut, was aufgebaut wurde, und der erste Gang ist auch der letzte Gang des Tages, das Austragen im Flugbuch.
Ein Tag bei der MFG Lilienthal Artlenburg.